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Wie hört man ein Pop-Stück heraus?

(Der Versuch einer vereinfachten Darstellung)

Einfache Harmonik und Form

1. Wähle ein Stück aus, das sich nicht so kompliziert anhört und erst einmal in einer Dur-Tonart steht. Suche auf dem Klavier den ersten Akkord; dieser ist meistens auch die Tonika des Stückes. (Wenn der erste Akkord sich nicht als die Tonika erweist, versuche die ersten Akkorde herauszuhören – durch ausprobieren – und ermittle so das harmonische Schema und die dazugehörige Tonika. Manchmal beginnen Stücke vielleicht auf der V. oder IV. Stufe.  So kennst Du nun die Tonart des Stückes.

 

2. Wie heißen die drei Hauptakkorde dieser Dur-Tonart (Dur-Akkorde)?
Wie heißen die drei Nebenakkorde (Moll-Akkorde)?

In den meisten Dur-Stücken werden diese 3 – 6 Akkorde zu mind. 80% verwendet!
Die 3 Hauptakkorde sind die wichtigsten, dann kommt am häufigsten der Akkord auf der 6. Stufe vor, dann der auf der 2. Stufe und manchmal wird   auch die 3. Stufe verwendet (ein passendes Beispiel für die Verwendung aller sechs Akkorde ist das Popstück „Go West" von den Pet Shop Boys).

 

3. Jetzt höre Dir Dein Stück an und achte auf die ersten Formabschnitte.

Eine mögliche Form des Stückes könnte sein:
Intro (häufig ähnlich wie Vers oder Refrain)
Vers
(Bridge – 2. Versteil, der zum Refrain hinführt)
Refrain
2. Vers (+ Bridge) + Refrain (2x?)
Mittelteil (Soloteil oder einmaliger neuer Gesangsteil – evt. in einer anderen Tonart!)
dann wieder Refrain oder Verse etc.
Ending (evt. wie Intro oder der Refrain wird mehrfach wiederholt und/oder variiert; Fade out  oder auskomponierter Schluß?)

 

4. Konzentriere Dich auf einen Formabschnitt. Höre auf Dur (= Haupt)-Akkorde und Moll (= Neben)-Akkorde; so gibt es eigentlich nur wenige in Frage kommende Akkorde.
Meistens wiederholt sich innerhalb einen Formabschnittes eine Akkordfolge, auch wenn sich die Melodie vielleicht ändert. Achte darauf!

Schreibe die Akkordfolge auf und achte auf die Akkorddauer (Taktlänge!)
Spiele dann diesen ersten Formabschnitt mit Deiner Aufnahme mit.

 

5. Verfahre genauso mit den anderen Abschnitten.
Achtung: es kommt vor, daß ein Formabschnitt (z.B. der Mittelteil) plötzlich in einer anderen Tonart steht! Mit ein bißchen Übung, wird Dir dies schnell auffallen. Suche dann den Grundakkord und die dazugehörigen Haupt- und Nebenakkorde dieses Teiles und verfahre ansonsten genauso, wie bei den anderen Teilen!


6. Wenn ein Akkord nicht in das Schema paßt, versuche erst einmal die weiteren Akkorde nach dem Schema herauszuhören.


7. Wenn Du alle Formabschnitte herausgehört hast, schreibe Dir die Gesamtform des Stückes auf; s. Punkt 3!
Stücke hören sich oft länger oder komplizierter an, als sie sind!


 
Harmonische Varianten

Akkorde, die nicht in dieses einfache Akkordschema passen, könnten sein:

a.

Variationen zwischen Dur und Moll (z.B. die 2. Stufe in Dur statt in Moll etc.;  siehe auch   Zwischendominanten unter Punkt b!)

 

b.    

Sogenannte „Zwischendominaten": das sind Akkorde die zum nachfolgenden Akkord in einem Dominante – Tonika-Verhältnis stehen. Der nachfolgende Akkord gehört dann normalerweise zu den bekannten 3-6 Akkorden!
 
Hier ein Beispiel in C-Dur:   
C (I ) – E (Zwischendominate zur 6. Stufe Am) – Am (VI)- Dm (II)- G (V).     Häufig – wie hier auch – sind diese Zwischendominanten „verdurte"     Nebenakkord-Stufen (oft mit Septime   Dominantseptakkord/Zwischendominante).

 

Achte beim Heraushören immer stärker auf die Bassführung.
Meist liegen die Grundtöne der Akkorde im Bass.
So hört/findet man mit der Zeit schneller die Akkordfolge.

Manchmal spielt der Baß auch einen Durchgangston (der Akkord ändert sich nicht, nur der Bass spielt zwischen zwei Akkorden einen Durchgangston, z.B. einen Ton tiefer oder höher).

Manchmal spielt der Bass den Terzton eines Akkordes (Sextakkord) oder den Quintton (Quartsextakkord). In der Tanzmusik wechselt der Bass vielfach zwischen Grundton und Quinte. Man hört jedoch, daß sich der Akkord nicht ändert!

Eine weitere Möglichkeit wäre die doppelte Subdominante (in C-Dur also der B -Dur-Akkord). Eine mögliche Akkordfolge wäre daher auch: C – G – Bb  – F    (ect.)

Eine Variation des Dominantseptakkordes (daher auch von Zwischendominanten) ist der 11-Akkord. Der Dominantgrundton liegt im Bass, die Subdominate wird als Akkord gespielt   G11 = F/G.
(Anm: 11 = verkürzte (Jazz-) Schreibweise für 7 / 9 / 11 – dieser Akkord wird auch manchmal als sus9 aufgeschrieben)

Die Akkorde, die ganz aus diesem Schema fallen, sind vielleicht etwas komplizierter zu hören ( z.B. verminderte Septakkorde oder alterierte Akkorde, die man aber vereinfacht hören und spielen kann). Versuche immer den Basston herauszuhören!
Normalerweise ist der Basston der Grundton oder er kommt zumindest im Akkord vor (Sext- oder Quartsextakkord).


Besonderheiten bei Moll-Stücken

Moll-Stücke sind harmonisch häufig etwas vielseitiger. Sie pendeln oft zwischen der Haupttonart und der parallelen Durtonart (z.B. A-Moll  und C-Dur). So kommen evt. also sowohl die Akkorde auf den Stufen der  Haupttonart, als auch auf den Stufen der parallelen Durtonart vor.

Auch die Formabschnitte stehen manchmal in diesen unterschiedlichen, doch terzverwandten Tonarten (z.B. der Vers in A-Moll und der Refrain in C-Dur).  Ansonsten gelten normalerweise die bereits beschriebenen Prinzipien.

 

Sonstige Tipps zum Üben

Analysiere die Akkordfolgen Deiner bisher gespielten Popstücke; denke dabei in Stufen: I, IV, V, II, III, VI – die Tonarten können sich bekanntlich unterscheiden, die Stufen bleiben gleich!
Spiele diese Akkordfolgen ohne Melodie nur als Begleitung (achte auf elegante Akkordwechsel in der rechten Hand   Regel: gemeinsame Töne bleiben liegen)!
Höre auf die Bassbewegung. So lernst Du die verschiedenen Varianten der Akkordfolgen in verschiedenen Stücken kennen und es werden Dir zahlreiche Parallelen zwischen Popstücken auffallen.

Improvisiere (komponiere) auf dieser Basis Akkordfolgen – mache Dir dabei die Stufen bewußt! Findest Du in einem Song eine besondere Akkordfolge, transponiere sie in andere Tonarten.


Hören lernt man auch durch (nach)spielen!

Also spiele/übe viel und HÖRE!  


 

Einfache Linke-Hand-Begleitung:

In der linken Hand spiele ich bei Popstücken vielfach eine Oktavrhythmus-Begleitung. Spiele ggf. noch einmal alle Deine notierten Popstücke durch und merke Dir die Begleitvarianten. Versuche für Deine selbst herausgehörten Stücke dann einen Oktav-Begleitrhythmus zu finden, der den Nerv (Grundrhythmus) des Stückes möglichst trifft.

 

Ich denke, diese Tipps kann man für viele Stücke erfolgreich anwenden.

Viel Spaß und Erfolg beim Hören, Üben und Lernen!

 

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