Schlußwendungen
Der Ganzschluß:
Den Schluß D – T nennt man Ganzschluß („authentischer Schluß").
Liegt beim Tonika-Schluß der Grundton im Sopran, spricht man von einem vollkommenen Ganzschluß, liegt die Terz oder die Quinte im Sopran, spricht man von einem unvollkommenen Ganzschluß.
Wesentliches Merkmal des Ganzschlusses ist die Leittonauflösung:
die Terz der Dominante (D) „löst" sich aufwärts mit einem Halbtonschritt – also chromatisch – in den Grundton der Tonika (T).
Auch in der Verbindung T – S spielt der Leitton eine Rolle, nur hat diese
Verbindung im harmonischen Zusammenhang der Kadenz eine öffnende und keine
schließende Wirkung.
Der Plagalschluß:
Unter einem Plagalschluß versteht man die Schlußwendung S – T.
Die Schlußwirkung ist jedoch nicht so stark, da die S den Grundton der T schon enthält, d.h. er wird in dieser Verbindung vorweggenommen.
Der Plagalschluß wird daher häufig dem Ganzschluß nachgesetzt.
Der Halbschluß:
Unter einem Halbschluß versteht man – nach dem harmonisch-melodischen Hinführen – das Verweilen auf der Dominante.
Harmonisch sowie melodisch entsteht – z.B. innerhalb eines Themas – ein Ruhepunkt. Man hört jedoch, daß die musikalische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist; das harmonische Geschehen ist noch offen, die Tonika noch nicht erreicht.
Auch der Halbschluß ist ein wichtiges musikalisches Strukturelement.
(bei beiden Notenbeispielen liegen nicht immer die Grundtöne im Bass!)
Arioso von G.D. Türk
Der Trugschluß:
Unter einem Trugschluß versteht man folgende harmonische Wendung:
die D löst sich nicht – wie erwartet – in die T, sondern nur der Leitton löst sich auf, der Baß geht jedoch einen Schritt aufwärts zum Akkord auf der 6. Stufe! Meistens folgt solch einem Trugschluß noch eine Abschlußkadenz, z.B. S – D – T.
Der Dreiklang auf der VI. Stufe gehört zu den Nebendreiklängen (s. Nebendreiklänge). Die Nebendreiklänge sind Stellvertreter für die Hauptdreiklänge; sie sind mit diesen terzverwandt (s.u.). Beim Trugschluß ist der Dreiklang auf der VI. Stufe Stellvertreter für die T, denn diese wurde eigentlich erwartet.
(Tp = Tonikaparallele in Dur; tG = Tonikagegenklang in Moll; s. Nebendreiklänge)
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(Anm.: Eine weitere Akkordverwandtschaft – neben der Quintverwandtschaft – ist die Terzverwandtschaft. Bei ihr liegen die Grundtöne der Akkorde eine Terz auseinander (Großterz- oder Kleinterzverwandtschaft). In den meisten Stücken – vor allem in einfachen – sind die Akkorde einer Akkordfolge quint- oder terzverwandt. Daher gibt es oft ein oder zwei gemeinsame Töne in den Akkordverbindungen)
Wird in die einfache Kadenz der Trugschluß integriert, spricht man schon von einer erweiterten Kadenz.
Beispiel in Oktavlage:
Menuett von W.A. Mozart (Ausschnitt)
Allegro von W.A. Mozart (Schluß)
(Anm: Diese Kadenzfolge ist durch eine Modulation auf F-Dur bezogen, nicht auf die Grundtonart B -Dur!)
Danke für die gute Zusammenfassung und die tollen Beispiele.